Sonntag, 23. Dezember 2012

Plastiktannenbäume, Palmen und sonst so

Also Weihnachten steht bevor und das Wetter will sich einfach nicht ändern. Mittags ist es total heiß, dann regnet es, die Sonne geht unter und man muss sich einen Pulli überziehen.
Ich hab schon ordentlich Plätzchen gebacken und dazu "In der Weihnachtsbäckerei" gehört und gesungen, aber wenn dann merkt, dass man die Plätzchen auch in der Sonne anstatt im Ofen backen kann, dann ist die Weihnachtsstimmung auch schon wieder weg. Da helfen auch nicht die vielen Plastiktannenbäume oder was auch immer sich unter dem ganzen Lametta befindet.
Ehrlich gesagt, weiß ich noch gar nicht genau, wie wir hier feiern werden, aber das werde ich dann bald herausfinden und berichten. Hab ja jetzt Ferien. Meine Schule ist nämlich so cool und widersetzt sich dem neuen Gesetz, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine Feiertage sind. Dafür müssen wir die Tage dann samstags nachholen, aber egal.
Freitag hatten wir Weihnachtsprogramm in der Schule, hat sich ziemlich hingezogen, aber es war auch ziemlich cool mit folklorischen Tänzen und einem Sänger, der Salsa-Lieder gesungen hat und die Schüler dazu tanzen sollten.
Joa und was sonst noch so passiert ist...also als ihr Nikolaus gefeiert habt, da waren hier die Fiestas de Quito. Schon die ganzen Tage davor gab es gratis Livekonzerte und alle möglichen Parties. Auf jeden Fall wird da ordentlich getrunken und es gibt einen riesigen und unglaublich langen Umzug und viel Fiesta.
Außerdem war der lang- und heißersehnte Tio (Onkel) Cris mit seiner Ehefrau da, die in den USA leben und seit 7 Jahren nicht mehr hier waren. Da gab es viele Tränen und Freude und Ausflüge und Fiesta.

Diese Woche wurde ich übrigens gleich zweimal ausgeraubt. Also bisher ist mir ja noch nichts passiert, aber wenn, dann richtig. Also im Bus kam so ein Mann mit leckeren Empanadas vorbei und ich dachte mir, die gönne ich mir. War dann aber nicht so, weil ich leider feststellen musste, das mir mein Porte-monnaie inklusive Visakarte geklaut wurde. Am Ende steige ich aus dem Bus, gehe nach Hause und mitten im Park kriege ich Nasenbluten und zwar volle Kanne und ich hatte natürlich kein Taschentuch oder so dabei. Am Abend versuch ich dann mit meiner Sparkassenkarte, die ich nämlich schlauerweise auch mit nach Ecuador genommen habe, Geld abzuheben, was aber nicht geklappt hat. Am nächsten Tag ruft die besorgte Sparkasse meinen Papa an, da jemand von weit weg versucht habe, Geld abzuheben. Gemeinsam beschließen sie also, das Konto zu sperren. Später setzt mich Papa dann darüber in Kenntnis und ich kläre ihn darüber auf, dass das natürlich ich war, die versucht hat, Geld abzuheben. Papa will also das Konto wieder entsperren lassen, was die Dame von der Sparkasse aber nicht machen kann, weil auf einmal ich die Einzige bin, die die Vollmacht hat. Lustig, wie die das sperren können, ohne mich überhaupt darüber zu informieren, aber zum Entsperren muss ich dann persönlich antanzen. Ich denke, ich werde der Sparkasse eine wütende Mail schreiben.
Es geht weiter. Donnerstag war das Weihnachtsevent von VASE. Wir haben also 2 Projekte besucht, dort gesungen, ein Krippenspiel gemacht und Geschenke verteilt. Danach sind wir noch zusammen was trinken gegangen und dann weiter zum Salsa und in eine Disko gezogen. In der besagten Disko wurde mir dann einfach der ganze Rucksack geklaut. Egal, ich kanns jetzt nicht mehr ändern. Hoffentlich weiß der Dieb meine Regenjacke und den Rucksack zu schätzen, die waren nämlich wirklich teuer, ansonsten wird er wohl mit dem Inhalt ziemlich unzufrieden sein. Das waren dann wohl meine Weihnachtsgaben an die arme Bevölkerung.

Ansonsten war ich beim Friseur - Spitzen schneiden für 2 Dollar. Gefällt mir. Hab dann gleich mal gefragt, ob die auch Wimpern färben. Eigentlich kannte ich die Antworten schon, schließlich haben hier gefühlte 99,9 Prozent der Bevölkerung lange schwarze Wimpern, also ein ziemlich unlohnendes Geschäft. Trotzdem dachte ich mir, Fragen kostet ja nichts. Dafür wurde ich dann allerdings ziemlich blöd angeguckt. Als ich ihnen dann klarmachte, das ich nicht schminken sondern wirklich färben meinte, musste ich mir dann einen Vortrag anhören, dass ich das niemals machen sollte, da man davon blind würde. Anscheinend ist das hier einfach nicht bekannt.

Joa und sonst war ich beim Capoeira und beim Salsa, was immernoch wunderbar ist, genau wie meine Familie und hab gearbeitet, was immernoch total Spaß macht.
Und damit ihr auch mal wisst, was ich jede Pause aushalten muss:

Und ein kleiner Ausschnitt aus der Capoeira-Roda vom einjährigen Bestehen der Gruppe hier:
http://www.youtube.com/watch?v=zxN9dFxgiAM



Jetzt etwas, das ihr nie erwartet hättet: ich war reisen.
Zuerstmal gings nach Guayaquil. Die Stadt hat einige ziemlich schöne Ecken, ist aber ansonsten schwül und dreckig und gefährlich meiner Meinung nach. Also wir wurden öfter mal angehalten und angewiesen, doch besser schnell in die andere Richtung zu laufen. Ich dachte, die Kerle in Quito wären schon ziemlich dreist und offen mit ihren Anmachsprüchen. Jetzt weiß ich allerdings die Zurückhaltung der Anden-Männer zu schätzen, denn Guayaquil finde ich viel, viel schlimmer.
Aber wie gesagt, es gibt natürlich auch schöne Seiten an Guayaquil:
halbfertige Weihnachtsdeko
Las Peñas
Linea und ich als San Martín und Simon Bolivar
Leguane und davon gab's nicht zu wenig!


Zu dem letzten Bild muss ich dann noch die Story erzählen und zwar sehen wir so eine große Parade mit vielen exotisch verkleideten Kindern und fangen also an, Fotos von denen zu machen, denn zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, sie wären die Attraktion. Die Situation änderte sich dann aber bald und so standen die Mütter also Schlange um uns ihre Kinder in den Arm zu drücken, damit sie von ihren Kleinen und den großen weißen Mädchen Bilder machen konnten. Der extra engagierte profesionelle Fotograf war dann bald auch nicht mit an der Parade, sondern nur noch an uns interessiert. Also irgendwie war´s lustig aber man hat sich auch ziemlich fremd gefühlt.


Dann war ich nochmal in Mindo mit Linea. Dort haben wir die Ruta de las 7 Cascadas gemacht, also die 7 Wasserfälle besichtigt, eine Schokoladentour gemacht und eine Tubingtour. Das heißt, wir sind auf zusammengebundenen Reifen einen Fluss hinuntergedüst, was ziemlich lustig war.






Diese Woche war dann noch die Verabschiedung von Linea.

José, Bebe, Linea, Blanca, ich, Alejandro
Und wo ich grade dieses süße Baby sehe, fällt mir eine Sache ein, die mich immer wieder erstaunt. Und zwar, dass wenn ich in der Öffentlichkeit den Kleinen auf dem Arm habe, wird automatisch davon ausgegangen, dass es mein Kind ist.


Feliz Navidad a todos!





Samstag, 10. November 2012

Hab mich jetzt voll der ecuadorianischen Gelassenheit hingegeben. Wenn ich Lust auf Blog schreiben hab, dann mach ich das und wenn nicht, dann nicht. Das ist gar nicht so einfach als Europäer, ich hab ja ein Pflichtbewusstsein euch gegenüber :p
Nein, aber vor allem mache ich jetzt einfach immer das, worauf ich Lust habe und was sich anbietet, auch wenn sich vielleicht noch etwas Besseres anbieten würde, aber es wäre hier echt Zeitverschwendung, darauf zu warten. Also lebe ich so in den Tag hinein und wenn mir um 10 Uhr abends noch jemand sagt, dass wir in Quito feiern gehn, dann zieh ich halt meinen Schlafanzug wieder aus, steig unter die Dusche, mach mich fertig und nehme mir ein Taxi nach Quito.
Wo ich mich nun auch dran gewöhnt habe, obwohl ich das ja vorher schon aus Spanien kannte, nur nicht so heftig, ist, dass wenn jemand sagt, dass er auf jeden Fall 100prozentig dieses Wochenende da und da hinfährt, dann heißt das ja, nein oder vielleicht. Aber in den meisten Fällen nein.
Was mich noch verwirrt, besonders wenn ich mit irgendwem in Deutschland irgendwie über Zeiten rede, ist nicht etwa die Zeitverschiebung, sondern der Gebrauch von Zeitangaben wie Morgens, Mittags, Abends. Hier ist das naemlich so:
morgens = mañana = 0Uhr - 12Uhr
tarde = abends =12Uhr- 18Uhr
noche =nachts = 18Uhr-24Uhr

In der Schule fühl ich mich uebrigens total wohl in meiner Klasse. Ich arbeite mit den Kindern zusammen, die leider immer noch nicht bis 10 zählen können oder die Buchstaben kennen.
Das ist echt anstrengend, aber macht auch Spaß, vor Allem, weil die Kids einfach so süß sind. Die 2 aus meiner Klasse, die es überhaupt nicht können, haben beide schon verschimmelte Zähne - irgendwie passt das, hab ich mir gedacht. Andererseits muss ich auch sagen, dass die Kinder ja alle nicht aus dem besten Elternhaus kommen, aber trotzdem ein paar dabei sind, die schon perfekt lesen können, obwohl wir bisher erst 11 Buchstaben gelernt haben. Das ist übrigens ganz lustig für mich, denn ich lern jetzt quasi nochmal lesen, nur auf spanisch :D
Heute haben wir über die Familie in der Schule geredet. Und es war doch ziemlich erschreckend, dass sich bei den Fragen "Trinken eure Väter Alkohol?", "Schlägt der Papa dann die Mama?" und "Schlagen eure Eltern euch?", sich fast alle Kinder gemeldet haben, auch wenn ich natürlich nicht weiß, bei wie vielen das wirklich der Fall ist, denn die Kleinen melden sich einfach gerne.
Auf jeden Fall hab ichs jetzt mal geschafft ein paar Bilder zu machen, hauptsächlich von meiner Klasse:




Am 2. November war hier Dia de los difuntos. Sowas wie Totensonntag bei uns, nur viel größer zelebriert. Traditionell wird dabei die Colada Morada gemacht und Guaguas de Pan. Und ganz traditionell wird das alles auf dem Friedhof verspeist, um es quasi mit den Gestorbenen zu teilen - ein alter Ureinwohner-Glaube, den meine Familie nicht teilt^^
Außerdem haben wir das Ganze auch nicht am 2. November gemacht, sondern schon einen Tag früher, weil da nämlich mein Geburtstag war, den ich also sehr schön mit Salsa und traditioneller Colada morada und guaguas de pan mit der Familie verbracht hab. In der Nacht ging es dannsogar noch auf Reise in den Regenwald mit der anderen Freiwilligen, die für 10 Wochen nun auch noch hier wohnt.

Links die Guagua de Pan und rechts die Colada Morada
                                            




Unsere Reise ging zuerst nach Tena. Nach 4 Stunden Busfahrt waren wir schon da, also von mitten aus den Anden bis in den Regenwald.
Als erstes haben wir den Parque AmaZOOnico uns angeguckt. Ein Stückchen Regenwald, mit Tapiren und anderen Tieren, Tarantelnestern, Blättern, die man kauen kann und süß schmecken, fleißigen Ameisen, wunderschönen einsamen Badestellen am Fluss und viel mehr.
Danach wollte ich mit Linea noch ein Museum über die ansässigen Kichwa-Indianer besuchen. Leider haben wir dieses Museum nie gefunden, sind dafür aber ein bisschen durch die Gegend getrammt und 2 Stunden durch den Regenwald spaziert.





Am nächsten Tag gings dann weiter nach Misahuallí. Dort fließen der Rio Misahualli und der Rio Napo zusammen, die dann weiter zum Amazonas fließen. Zuerst waren wir in den Flüssen baden und haben uns die Affen angeguckt, die dort frei leben. Dann sind wir mit einem Guide im Kanu in eine Indianerkommune gefahren. Die Muyuna leben vom Tourismus und haben uns also ihre Tänze gezeigt und die traditionelle Chicha für uns angefertigt. Die wird aus Yuca oder irgendwas Anderem hergestellt, gekaut, ausgespuckt und dann ist es fertig das Getränk. Die Bewohner dort sind aber inzwischen darauf gekommen, dass die Touris das ziemlich ekelig finden und stampfen das Zeug also, anstatt es zu kauen und auszupucken. Geschmeckt hat´s mir trotzdem nicht^^
Nach dem großen Regenschauer sind wir dann noch zu einem Wasserfall gefahren, was bisher das Beeindruckendste war, was ich gesehen hab. Also zuerst mussten wir eine 3/4 Stunde durch echten Primärregenwald laufen. Es gab einen Weg, der aber aus Wurzeln, Steinen und vor Allem Erde bestand und nach dem heftigen Regen also nicht mehr wirklich begehbar war, bzw. sich in einen Bach verwandelt hatte. Also war der Spaziergang dorthin ziemlich abenteuerlich, aber wunderschön, genauso wie der Wasserfall, wo wir dann noch ausgiebig gebadet haben. Außerdem war es echt so, dass man den Wald betrat und von einer Schicht Wasser überzogen wurde, allein durch die Luftfeuchtigkeit. Die Landschaft war aber einfach unglaublich und die komplette Reise für insgesamt nicht mehr als 50 Dollar nicht zu toppen!
Was mich allerdings doch ziemlich nervt, ist dass Ecuador so leckeren Kaffee hat (ein einziges Mal hab ich ihn getrunken!) und trotzdem kriegt man hier überall immer nur dieses Instant-Zeugs, also egal ob Supermarkt, Hotel oder Restaurant und das ist ehrlich nicht lecker!








Jetzt wollte ich aber doch noch was zum Verkehr hier loswerden. Und zwar ist der so schlimm, dass es Pico y Placa gibt. Das bedeutet, alle Autos haben eine Plakette mit einer Nummer und Mittwochs z.B. duerfen keine Autos mit der Nummer 6 fahren, weil es sonst einfach zu voll waere auf den Strassen und die fahren ja eh wie die Bescheuerten. Also ich hab mich dran gewoehnt, dass ich im Bus manchmal der Person auf der anderen Seite des Fensters, also die im vorbeifahrenden Bus sitzt, naeher bin, als meinem eigentlichen Sitznachbarn und was in Deutschland einspurig waere, ist hier mindestens zweispurig.
Besonders interessant sind aber die Vorfahrtsregeln und das Hupverhalten, was übrigens unmittelbar zusammenhaengt. Denn wer auf eine Kreuzung zufaehrt und zuerst hupt, der hat Vorfahrt - das ist doch wohl klar! Gehupt wird aber auch, wenn man einen Freund sieht, ein europäisches Mädchen, wenn man genervt ist, oder einem einfach danach ist.

Hasta luego!

Sonntag, 14. Oktober 2012

So Freunde!
Erstmal wird natürlich von den Reisen berichtet.
Vor ein paar Wochen waren wir mit fast allen Freiwilligen in Tabacundo auf der Fantastic Farm Fiesta! Auf dem riesigen Granja arbeiten einige von uns Freiwilligen, es ist wunderschön idyllisch, aber auch echt abgelegen.
Wir haben uns dann einen chilligen Tag gemacht und einen chilligen Abend und noch einen chilligen Tag und zwischendurch haben wir noch einen von den Hundewelpen bestaunt. Also insgesamt voll das entspannte Urlaubs-Feeling :)
Die Farm liegt dann allerdings so weit ab vom Schuss, dass wir keinen Bus nach Hause gekriegt haben und stattdessen auf einem Camioneta auf der Ladefläche mitgetrammt sind. Furchtbar lustig!
Apropos ab vom Schuss - wenn in Deutschland jetzt ein Bürgerkrieg ausbricht, dann wär ich garantiert die Letzte, die das mitkriegt!





Ansonsten war hier am Dienstag, dem 9. Oktober Independencia de Guayaquil, also Feiertag. Die Regierung hat sich aber gedacht, was bringt uns ein freier Tag mitten in der Woche? Also wurde der freie Tag kurzerhand auf Freitag verlegt, sodass alle ein langes Wochenende haben. Ich liebe es hier einfach :D
Jedenfalls bin ich dann mit meiner Familie los nach Mindo. Erstmal die Kolibris, Schmetterlinge, die Nebelwälder, etc angucken. Und am nächsten Tag sind wir dann noch weitergefahren nach Santo Domingo und haben dort die Tsa´chila besucht. Das ist eine indigene Kommune, die all ihre Traditionen versucht, aufrecht zu erhalten, gleichzeitig sich aber der ecuadorianischen Kultur annimmt. Also die kennen dort durchaus Autos und auch IPhones! Leider konnte ich nichts von ihren berühmten Tänzen sehen, weil grade eine Messe zur Ehrung des Virgen del Cisne stattfand. Meine Familie hat mich dann noch überzeugt, so ein doofes Touristenfoto von mir und einer Tsa´chila-Frau zu machen. Am Ende wars dann aber doch noch ganz lustig, weil die genauso Fotos gemacht haben von ihrer Frau mit dem großen, weißen Mädchen :P





Ansonsten ist mir hier letzte Woche Folgendes passiert: Es ist Sonntag, Anfang Oktober. Ich trage eine kurze Hose und ein T-shirt, weil die Sonne draußen brennt, wie immer um die Mittagszeit. Nichtsahnend steige ich die Treppe hoch und sehe das hier:


Echt, ich hab meinen Mund nicht mehr zugekriegt und dazu dudelten auch noch Weihnachtslieder.

In der Schule ist jetzt tatsächlich die Sportlehrerin angekommen, sodass Vicky und ich jetzt nicht mehr Sportunterricht geben, sondern auf die 2. Klassen aufgeteilt wurden und dort jetzt beim Unterricht helfen. Wenn mal eine Lehrerin nicht da ist oder kurz eine Aufsicht braucht, dann übernehmen wir das auch. Also es gefällt mir immernoch richtig gut und man muss sich auch nicht mehr über Kinder ärgern, die einem nicht gehorchen.

Bald gibt´s mehr!

Freitag, 21. September 2012




Wie versprochen werden die Fotos aus Baños nachgereicht:





Ansonsten kann ich nun vielleicht schon ein paar Worte zu meinem Projekt sagen. Also zur Benito Juarez gehen ungefähr 1000 Schüler zwischen 6 und 16 Jahren. Der Unterricht findet für alle von 13-18:10Uhr statt und jeden Montagmorgen werden die National- und die Schulhymne gesungen. Da es im Moment keinen Sportlehrer gibt, geben Vicky und ich für alle Klassen jeden Tag Sportunterricht, nur montags nicht, da die Kinder an dem Tag ja mit ihrer offiziellen Uniform und nicht mit ihrer Sportuniform zur Schule kommen müssen. Und da in einigen Klassen Lehrer fehlen, geben wir denen montags dann eine extra Stunde Englischunterricht, was die Kinder aber auch dringend nötig haben, da wir jetzt in der 8. Klasse angefangen haben, die Zahlen, Tage, etc zu wiederholen. Englisch zählt hier aber auch als Sonderfach, also wird es nur eine Stunde pro Woche unterrichtet. In den Klassen ist es wie in Deutschland auch: einige sind super lieb, passen auf und machen mit und andere sind sich einfach zu cool für den Sportunterricht oder haben Angst, dass sie sich ihre Fingernägel ruinieren und die jüngeren Klassen sind oft ein ganz schöner Flohhaufen. Aber trotzdem macht der Unterricht Spaß und die Kinder sind zuckersüß und ich würde die meisten am Liebsten mit nach Hause bringen.
Da ich ja in der Nähe des Projekts wohne und Tumbaco auch nur so 40.000 Einwohner hat, treffe ich dauernd Schulkinder auf der Straße und es ist schön, immer mit "Hola Profe" oder "Hola Señorita" gegrüßt zu werden.
Meine Gasteltern haben mir erzählt, dass auf die Schule nur die ganz Armen gehen, die dann aber zumindest so privilegiert sind, dass sie die Möglichkeit auf Schulbildung haben. In der Pause haben fast alle Kinder etwas zu Essen dabei, aber leider entdeckt man trotzdem oft den ein oder anderen, der traurig auf das Essen der anderen starrt. Neulich konnte ich so einem Mädchen meine Banane schenken und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sie gestrahlt hat!
Gestern hatte ein Junge ein Katzenbaby im Rucksack dabei. Kommentar der Klassenlehrerin:"Habt ihr schon das Kätzchen gesehen?"
Ansonsten finde ich es komisch, wenn ich mir überlege, dass ich bis Juli selber noch Schülerin war und jetzt schon eigenständig Unterricht gebe. Grade bei den älteren Klassen, weil die Jugendlichen sind nur 2 Jahre jünger als ich und sehen manchmal aber 5 Jahre älter aus. Insgesamt dachte ich aber, dass es noch merkwürdiger wird das Unterrichten, aber ich hab durch den Nachhilfe-Unterricht und die Capoeira-Stunden anscheinend schon ganz gut vorgesorgt :)




Vorletztes Wochenende war ich mit ein paar anderen Freiwilligen an der Kraterlaguna Quilotoa. Also ein Vulkankrater, der mit Wasser gefüllt ist. Einfach nur wunderschön wie man so die Schatten der Wolken über den See herziehen sieht! Da das ganze aber sich auf 3900 Metern befindet und der Weg in den Krater hinein zum Strand ziemlich steil und sandig ist, war es auch so richtig anstrengend, den ganzen Weg wieder hochzusteigen. Da hab ich direkt festgestellt, dass ich hier doch nicht so der große Bergsteiger werde!





Letztes Wochenende waren wir dann erstmals an der Küste in Atacames. Irgendwie ein niedliches Städtchen, obwohl der Strand nicht besonders sehenswert ist und sehr auf Touristen ausgelegt mit den ganzen Strandbars. Aber wer Nachtleben will, sollte dort vorbeischauen!
Am Sonntag fiel dann in der ganzen Stadt das Wasser aus, da man nur darauf bedacht war, die Stadt auszubauen für Urlauber und dabei leider so etwas wie das Kanalisationssystem vergessen hat.
Wenn ihr mich fragt konnte man deutliche Unterschiede zwischen den Küsten- und den Andenbewohnern sehen. Den Menschen in den Anden sieht man oft ihre indianischen Wurzeln an und sie haben meist glatte Haare, während ich viele Menschen an der Küste gesehen hab, die deutlich dunklere Haut hatten und oft krause Haare.
Und obwohl keine Strandzeit ist, hatten wir nur gutes Wetter!




Ansonsten ist mir noch aufgefallen, wie wunderbar unkompliziert das Leben sein kann, ohne übertriebene deutsche Bürokratie. Wenn dein Bus an dir vorbeifährt, dann streckst du einfach die Hand raus und entweder er hält an und lässt dich einsteigen oder er wird langsamer und lässt dich reinspringen, während deutsche Busse ihre Tür nicht mehr öffnen, sobald sie sich einen Meter von der Haltestelle entfernt haben. Außerdem kommt in Deutschland die GEMA samt Polizei zu Besuch in die Disco, wenn ein Lied nicht ordnungsgemäß runtergeladen wurde. In den meisten DVD-Läden an den Straßen hier findet man dagegen keine einzige Original-DVD.
Andererseits muss man auch sagen, dass die Bürgersteige hier in Tumbaco in Deutschland wohl als Körperverletzung betrachtet würden. Ich finde es aber eher spannend als nervig, in so einfachen Verhältnissen ohne perfekte Bürgersteige zu leben und ich weiß jetzt auch, warum Flip-Flops hier einfach nicht so angebracht sind. Außerdem finde ich es auch praktisch, eine Küche mit einfachem Steinboden zu haben, denn der nasse Lappen wird einfach über dem Boden ausgewrungen.
Nach den ganzen Unterschieden jetzt aber eine Gemeinsamkeit: Vor ein paar Tagen hat hier im Park so eine Blaskapelle oder Spielmannsdings oder so gespielt und ich schwöre euch, es hätte Musik von einem Schützenfest in einem kleinen deutschen Kaff sein können :D

Zum Schluss wollte ich noch loswerden, dass ich echt froh bin in so einer tollen Gastfamilie zu wohnen, denn wenn ich mich hier nicht so wohl fühlen würde, hätte ich jetzt wohl echt ein echtes Problem, den Tod von meinem Opa zu verdauen. Natürlich wäre ich jetzt oft lieber bei meiner Familie gewesen, aber ich hab andererseits auch das Gefühl, dass ich hier genau am richtigen Ort bin, um das zu verarbeiten. Meine Gastfamilie hier ist unglaublich mitfühlend und ich hab viel Ablenkung durch das tolle Projekt, Salsa und Capoeira. Capoeira macht mir inzwischen auch wieder richtig Spaß, nachdem ich die erste Eingewöhnungsphase an die Höhe überstanden habe, wo es einfach nur anstrengend war und mein Lehrer ist richtig toll und vor Allem kompetent!

Ich könnte euch noch 1000 Sachen erzählen, aber die hebe ich mir dann fürs nächste Mal auf, wenn wieder 1000 Sachen dazugekommen sind ;)

Dienstag, 4. September 2012

Nun ist der Sprachkurs also vorbei und wir sind offiziell aus unserer VASE-Blase raus :) Gestern hat die Arbeit im Projekt angefangen, aber ich kann eigentlich noch nichts darüber berichten, weil Vicky und ich bisher nur eine Versammlung mit den ganzen anderen Lehrern hatten. Wir hatten da zwar absolut nichts zu tun, aber es war trotzdem ganz witzig, weil es mich absolut an meine nun zurückliegende Schulzeit erinnert hat. Vorne am Pult saß die Direktorin und an den Tischen saßen die ganzen Lehrer, einige haben engagiert mitdiskutiert, andere haben in Modezeitschriften gelesen oder ihre Nagelfeile ausgepackt, wieder andere haben heimlich telefoniert oder SMS geschrieben und noch andere haben Zettelchen geschrieben oder ihre Unterlagen bemalt. Es sah echt aus wie der völlig normale Schulwahnsinn in Deutschland.

Jetzt muss ich aber noch von meinen Ausflügen der letzten Wochen berichten.
Also letztes Wochenende haben wir mit VASE das Centro Histórico besichtigt. Das was ziemlich beeindruckend und interessant und wir durften sogar in den Präsidentenpalast, leider war Correa grade nicht da. Außerdem waren wir auf dem Panecillo, dem Berg, der die Stadt in Nord und Süd teilt. Um den Berg gibt es ziemlich viele Sagen, das gibts hier aber eh viel um alte Gebäude oder Statuen, die meisten davon stammen von den Quechua-Indianern oder von noch früher aus der Inka-Zeit.
Ich muss aber auf jeden Fall nochmal ins Centro Histórico, weil ich erst die Hälfte gesehen habe!

Basilica 
Präsidentenpalast 
Virgen auf dem Panecillo


Außerdem war ich mit meiner Familie im Oriente und haben dort durch Zufall einen Tanzwettbewerb mit folklorischen Tänzen gesehen. Alle Gruppen hatten ihre traditionelle Kleidung an und so. Da konnte ich einen kleinen Einblick in deren Kultur und Traditionen bekommen :)



Dann waren wir auch noch zusammen in Puéllaro in der Kirche. Es wurde total viel gesungen, die Lieder kamen laut aus einem CD-Player und alle standen, haben mitgesungen und geklatscht. Die Predigt kam mir ein bisschen wie Bibelarbeit aus dem Religionsunterricht vor, aber insgesamt waren die Gebete und Ansprachen viel enthusiastischer und leidenschaftlicher. Die Leute dort haben mich alle ganz herzlich begrüßt und aufgenommen. Nach dem Gottesdienst waren wir dann noch draußen auf dem Feld und haben die unglaubliche Landschaft bestaunt.

Kaffeebohnen



Diesen Freitag waren wir mit VASE in Otavalo, auf dem wohl bedeutensten Indianer-Markt in Südamerika. Die Otavaleños sind ein wohlhabendes und angesehenes Indigena-Volk. Der eigentliche Markt ist Samstag, aber es war auch so schon ziemlich beeindruckend und man kann dort wunderbar einkaufen, was ich auch direkt getan habe. Danach haben wir uns noch den Wasserfall Peguche und die Lagune Cuicocha angesehen, beides wunderschoene Orte. Achja, falls ihr euch ueber die merkwuerdigen Namen wundert, die gar nicht so richtig spanisch klingen: in den meisten Faellen ist das Kichwa, eine Art Dialekt des Quechua.







Dieses Wochenende war ich dann mit Eva, Kyra und ihrer Familie in Baños. Das ist ein ziemlich gruenes Staedtchen, was gefuehlt nur aus Wasserfaellen besteht. Samstagabend waren wir in einem der Thermalbaeder und Sonntag war der Adrenalin-Tag. Morgens sind wir mit Buggies (eine Mischung aus Quad und Auto?) durch die Gegend gefahren, was schonmal ziemlich Spass gemacht hat. Dann haben wir an einer Bruecke gehalten, wo ein Mann ankam, der uns zu einem Bungee-Sprung von der Bruecke animieren wollte. Wir haben uns dann kurzerhand auf einen Tandem-Swing-Sprung eingelassen. Also wir sind zu 2. gesprungen, aber nicht kopfueber und wir wurden auch nicht wieder hochgezogen, sondern sind so hin und her geschaukelt. Hammer cool :)
Dann waren wir noch an einer riesigen Schlucht, wo wir Canopy gemacht haben. Also wir sind mit so einer Art schnellen Seilbahn ueber die ganze Schlucht mit den Wasserfaellen geflogen.
Am Ende haben wir uns dann noch den Pailon del Diablo angeguckt, mal wieder ein Wasserfall und ein krasses Naturschauspiel.
Da Kyras Familie unglaublich chaotisch, aber auch genauso liebenswert ist, waren wir dann erst nachts wieder zuhause.
Baños ist aber auf jeden Fall der richtige Ort fuer einen Action-Urlaub und es ist absolut touristisch ausgelegt.
Es gibt auch Fotos von alldem, die werden aber nachgereicht ;)


 Ansonsten muss ich noch sagen, dass ich seit letzter Woche schon 5 Mal beim Capoeira war und waehrend ich die ersten Male noch total schnell aus der Puste kam (ich dachte, hier in Tumbaco wuerde ich die Hoehe nicht so merken, aber ich hab falsch gedacht!), merke ich, dass es von mal zu mal besser wird :)